Das Gebäude ist im Stil des Nachexpressionismus erbaut und war in den Jahren 1929/1930 als Sporthaus der Danatbank in der damaligen Neuen Regattastraße 13–15 errichtet worden. Architekt des viergeschossigen, siebenachsigen Backsteinbaus mit Flachdach war Otto Zbrzezny. Bauherren waren die Michelhausgesellschaft und die Danatbank. Nach der Straßenumbenennung und Neunummerierung hat das Grundstück die Adresse Regattastraße 277.
Die mit einer strukturierten Klinkerfassade ausgestattete Villa ist im obersten Stockwerk mit Holz verkleidet und von einer umlaufenden Galerie umgeben. Im Erdgeschoss befand sich ursprünglich die Bootshalle, die 1. Etage beherbergte einen großen Festsaal und im 3. Obergeschoss war eine Turnhalle untergebracht.
„Der Wassersport“ 1930 berichtet über Firmensportvereine:
Zum Mittwoch 14.5. hatte die Sportvereinigung der Darmstädter und Nationalbank die Presse zur Besichtigung ihres neuerbauten Sportheims in Grünau geladen. „In nächster Nähe des Sportdenkmals erhebt sich dieses ungemein stattliche Heim, das sich in der Hauptsache als Bootshaus darstellt“.
Ein Bootshaus, das in seinen Ausmaßen, seiner zweckmäßigen Ausgestaltung, seiner gediegenen Ausstattung und seiner nach neuzeitlichen Gesichtspunkten schönen Architektur unzweifelhaft zum Besten gehört, was der deutsche, zumindest der Berliner Rudersport zur Zeit aufzuweisen hat.“
Das hatte natürlich Auswirkungen auf ihre Rudervereine, den Ruder-Club Dresdner Bank e.V. (29.7.1924) und die Sportvereinigung Darmstädter und Nationalbank Berlin e.V. Ruderabteilung (3.10.1924).
1929 ruderten sie noch an verschiedenen Orten, die ersteren in Oberschöneweide und die anderen im Bootshaus „Seestern“ in Grünau (HipHipHurra 1929).
Aber dann erfolgte 1930 die Eröffnung des Gebäudes in der Regattastr. 277.
In den Architekturzeitungen gibt es sich ähnelnde Darstellungen. Ich folge mit meinen gekürzten Ausführungen der Deutschen Bauzeitung von Juni 1930:
Die Grundrisse lassen erkennen, dass das Haus nicht nur als Bootshaus und Erholungsheim, sondern auch festlichen, gesellschaftlichen Zwecken zu diente. In den oberen Geschossen gab es Zimmer und Nebenräume. Der große Zentralraum im Dachgeschoss war ein Turnsaal mit Oberlicht. Um ihn gruppierten sich auf der einen Seite Schlafräume von Trainingseinheiten für Damen und auf der anderen Seite für Herren.
An dieser Stelle kann ein geschichtliches Wort zu dieser Entwicklung gesagt werden:
Im Segel- und Rudersport, also den ältesten Sportarten Deutschlands, später auch im Kanusport, war es selbstverständlich, dass die Vereine ihre Sportstätten selbst errichteten bzw. die Gerätschaften anschafften.
Das gilt bis heute und ist immer wieder mit eindrucksvollen Eigenleistungen und finanziellen Opfern verbunden. Die staatliche Anerkennung ist dazu leider nicht immer adäquat. Verständlicherweise blickten damals die normalen Vereine ein wenig neidisch auf die sich herausbildenden Firmen-Sport-vereine. Siemens, AEG, BEWAG, Deutsche Bank, Commerzbank, Osram, Allianz, Peek und Cloppenburg, um nur einige zu nennen. Diese hatten die Kraft ihrer potenten Firmen auf ihrer Seite, die Mitarbeitern diese Erholungs- und Sport-Möglichkeiten boten. Allgemein galt aber, dass auch Mitglieder ohne Firmenzugehörigkeit aufgenommen wurden.
Die Grünauer Vertreter dieses Firmentrends sind die beiden Bootshäuser in der Regattastr. 267 (Allianz) und 277 (Danatbank – Dresdener Bank). 1922 fusionieren zwei in Berlin ansässige Banken, die Darmstädter und Nationalbank zur DANATBANK. Obwohl 1931 zur zweitgrößten Bank Deutschlands aufgestiegen, wurde die DANATBANK am 30. Juli 1931 illiquide. Auf Anordnung der Reichsregierung musste die Danatbank mit der Dresdner Bank fusionieren.
Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wurden die Bootshäuser der Dresdner Bank (Regattastraße 277) und der Allianz (Nachbargrundstück Regattastraße 267) 1946 von der Zentralverwaltung für Post- und Fernmeldewesen der Sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt. Errichtet werden sollte hier eine Drahtfunk-Sendeanlage. Im September 1946 gründete die SMAD eine Redaktion des Berliner Rundfunks der SMAD, um den Berliner Rundfunk, der noch aus dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee sendete, mit Beiträgen von Grünau aus zu versorgen. Der Umbau der beiden Bootshäuser für die Verwendung als Rundfunkstudio in Ost-Berlin war am 1. Mai 1947 abgeschlossen.
Der aus der Masurenallee in West-Berlin sendende sowjetisch kontrollierte Berliner Rundfunk wurde schon bald von den Westalliierten stark behindert und später blockiert. In dieser zugespitzten Situation wurde das Rundfunkstudio Grünau am 17. Mai 1948 von der SMAD an die Deutsche Verwaltung für Volksbildung übergeben. Die ihr formal unterstehende Generalintendanz des Demokratischen Rundfunks übernahm das Areal und nannte es fortan Funkhaus Grünau.
Das Funkhaus Grünau nahm nun eine wichtige Funktion als Ausweichfunkhaus ein, um den sich häufenden Störungen des Betriebes in der Masurenallee begegnen zu können. Bis zur Fertigstellung der Sendestudios im neuen Funkhaus Nalepastraße im Jahr 1952 und dem damit verbundenen vollständigen Umzug aus der Masurenallee nach Ost-Berlin wurde das Funkhaus Grünau als vorübergehende Sendezentrale für besondere politische und kulturelle Ereignisse genutzt. Nach 1952 verblieben nur einige Redaktionen in Grünau. Deren Umzug in die Nalepastraße erfolgte nach Fertigstellung des Musik- und Hörspielkomplexes im Jahr 1956.
Eine besondere Rolle spielte das Funkhaus Grünau im Zusammenhang mit dem Deutschen Freiheitssender 904. Der zeitgleich mit dem Verbot der KPD im August 1956 auf Veranlassung der SED-Führung gebildete konspirative Sender begann seine Tätigkeit zunächst in einem abgeschirmten Bereich des Funkhauses Nalepastraße. Um die Geheimhaltung des Senders weiter gewährleisten zu können, musste jedoch bald ein Standort weitab vom Hauptsitz des DDR-Rundfunks gefunden werden. Deshalb zog der DFS 904 im September 1956 zunächst in das Funkhaus Grünau, blieb hier bis 1959 und bezog danach ein Gebäude in Friedrichshagen. Von dort zog der Sender schließlich in sein bis 1971 bestehendes Domizil in Bestensee bei Königs Wusterhausen.
Deutscher Soldatensender 935
Ende der 1950er Jahre zog in das Nachbargrundstück Regattastraße 267, das bis dahin als Verwaltungsgebäude und Kantine genutzt wurde, die Sektion Rudern des Armeesportklubs ASK ein. Dies war eine hervorragende Tarnung für einen weiteren „Geheimsender“, den Deutschen Soldatensender 935, der hier auf Beschluss des ZK der SED am 1. Oktober 1960 seinen Betrieb aufnahm. Der Sender diente der ideologischen Beeinflussung der Bundeswehrsoldaten und sendete im Wechsel mit dem DFS 904 auf Mittelwelle über den Sender Burg bei Magdeburg. Verwaltungstechnisch war der Sender eine Selbstständige Abteilung der Politischen Hauptverwaltung des Ministeriums für Nationale Verteidigung (PHV). Die Geschichte des Senders endete am 30. Juni 1972.
Das Funkhaus als Bildungsstätte
Bis zum Anfang der 1990er Jahre machte sich das Funkhaus Grünau auch einen Namen als Bildungsstätte. 1950 wurde eine Rundfunkschule für angehende journalistische Mitarbeiter gegründet, die bis 1963 bestand. Im September 1959 entstand hier die Zentrale Ausbildungsstätte der Studiotechnik Rundfunk, eine Gliederung der Deutschen Post. Jährlich wurden mehr als 20 Lehrlinge zu technischen Mitarbeitern, sogenannten Studioassistenten bzw. später Facharbeitern für Nachrichtentechnik, für den Sende- und Produktionsbetrieb des Hörfunks ausgebildet. Erwachsenenqualifizierungen und Weiterbildungen rundeten das Profil dieser Rundfunkschule ab. Einer der Lehrmeister war der ehemalige Radsportler Detlef Zabel, Vater von Erik Zabel. Spezielle Kurse dramaturgischen Unterrichts für die Praxis im Hörspiel- und Wortaufnahmestudio wurden lange Jahre von dem Hörspieldramaturgen Wolfgang Beck gegeben. Die Ausbildungsstätte bestand bis Ende 1991.
Unterhaltungsredaktion und Fernsehballett
Mitte der 1960er Jahre zog die Unterhaltungsredaktion des Deutschen Fernsehfunks um Hans-Georg Ponesky und Heinz Quermann in die oberen Etagen des Funkhauses Grünau ein. Der ehemalige Sendesaal im Obergeschoss diente dem Deutschen Fernsehballett als Probenraum. Diese Nutzung ging ebenfalls mit der Auflösung des Deutschen Fernsehfunks 1991 zu Ende.
Nachdem der letzte Besitzer, das Neuköllner Bildungswerk, im September 2007 Insolvenz angemeldet hatte, verfiel das auf dem attraktiven Wassergrundstück stehende geschichtsträchtige Gebäude zusehends. Nun sollte im März 2008 das gesamte Areal unter den Hammer kommen.
Am 28. März 2008 wurde das Funkhaus Grünau einschließlich des rund 7500 m² Anwesens an der Dahme bei einer Auktion der Deutschen Grundstücksauktionen AG im Rathaus Schöneberg für 655.000 Euro von einer Hamburger Vermögensverwaltungsgesellschaft erworben.
Zwischenzeitlich wurde von 2012 bis 2014 das Gelände von jungen Leuten genutzt, um Künstlern und kreativen Gruppen Raum für Ideenverwirklichung und Projekte zu geben,
Seit 2014 steht das Gebäude wieder leer, da eine Umwandlung in lukrative Wohn- oder Büroflächen offenbar nicht ohne Weiteres möglich ist: „Das Funkhaus liegt auf jenem Abschnitt der Regattastraße, auf dem der Bezirk Treptow-Köpenick eine wassersportliche Nutzung zwingend vorschreibt.
Weil das Objekt seit 2014 leer steht und zunehmend verfällt, hat eine Berliner Initiativgruppe ein Konzept für eine Begegnungs- und Bildungsstätte für zivilgesellschaftliches Engagement entwickelt.
Das Konzept sieht vor, ein Trainingscenter der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, einzurichten. Der FLINT*-Segelverein Krakenkollektiv würde eine Segelschule einrichten und Liegeplätze für Schulungsboote erhalten. Weiterhin sollen im Gebäude öffentlich nutzbare Werkstätten und ein Hackerspace eingerichtet werden.
Um dieses Projekt zu verwirklichen, soll das Gebäude dem privaten Immobilien- und Spekulationsmarkt entzogen und mithilfe einer gemeinnützigen Stiftung erworben werden. Im Bezirk Köpenick beheimatete Politiker wie Gregor Gysi und Robert Schaddach unterstützen dieses Vorhaben.
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